29.06.2018, Tag 06; Mostar, Bosnien-Herzegowina; Tageskilometer: 223, Gesamt: 1.484
Früh morgens am Strand eröffnete der Zwerg seine Folterschule und anstatt in Ruhe auszuschlafen gingen wir da hin. Es endete damit, dass wir unter Schmerzen Zelt „Rudi“ abbauten und in den Ford „Gerhard“ krochen. Wir starteten und erreichten schnell die bosnische Grenze. Hier wollten wir nicht nur Kroatien, sondern die EU verlassen. Es stellte sich aber heraus, dass man dazu eine GreenCard benötigt. Die hatten wir erst mal nicht und kauften irgendwas in der Art. Kurz darauf stellte sich heraus, dass wir noch einen zweiten Fehler begangen hatten. Der eingegebene Zielort im Navi hatte einen Rechtschreibfehler. Deshalb wurden wir über Feldwege geführt, die seit längerem kein einheimisches Fahrzeug mehr befahren hatte. Dementsprechend sahen wir auch kein einziges. Wir schepperten durch das dinarische Gebirge und ganz schnell war die Polizei auf unseren Fersen, um uns zu kontrollieren. „Ford Transit is for Gypsys“ war ihre Meinung. Ob diese sich nach der Kontrolle geändert hat, wissen wir nicht. Aber sie lassen uns weiter fahren…
Wir erreichten schließlich Mostar und besichtigten die alte Brücke. In gewisser Weise ist sie gar nicht so alt, denn sie wurde nach ihrer Zerstörung im November 1993 im Jugoslawienkrieg neu aufgebaut. Das ist alles gar nicht lange her und es ist immer noch unfassbar, was sich hier mitten in Europa abgespielt hat. Auf der einen Seite standen Kroaten und auf der anderen die Serben. Dazwischen eingeschlossen die Bosnier und spanische Blauhelme. Wenn man diesen Talkessel sieht, kann man erahnen, das die Eingeschlossenen im Stadtzentrum gegen die Sniper auf den umliegenden Bergen kaum Chancen hatten. Für uns ist es schön zu beobachten, wie heutzutage im Stadtzentrum das Leben pulsiert und sich Touristen aus aller Welt begegnen. Jetztgeht auch die Verletzungsgefahr eher von Selfiesticks aus…
Für Liebhaber der guten alten D-Mark ist Bosnien-Herzegowina das Paradies. Hier wird noch in DM ausgepreist, nachdem die bosnische Währung bei ihrer Einführung 1:1 an die Deutsche Mark gekoppelt wurde. Wir gehen ausgiebig essen und waren im wahrsten Sinne des Wortes voll zufrieden. Dummerweise haben wir keine DM einstecken und rechnen dann doch wieder in Euro um. Es beginnt zu regnen und wir fahren zwanzig Kilometer südlich in den Green Park zum campen.